Wald & Gesundheit
Seit einigen Jahren wird öfters vom Waldbaden gesprochen und wie gut dieses „Bad“ für unsere Gesundheit ist. Ursprünglich kommt der Begriff aus Asien. In Japan wird es „Shinrin Yoku“ genannt und ist als offizielle Therapie staatlich anerkannt.
Was bedeutet Waldbaden?
Waldbaden bedeutet für mich den Moment in der Natur mit allen Sinnen zu genießen. Ohne mit den Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft zu sein. Innerlich still werden – zu hören, schmecken, fühlen und zu sehen.
Dieses verweilen im Wald ist in der Medizin und Psychologie wissenschaftlich erforscht worden. Es wurde nachgewiesen, dass der Wald Einfluss auf unsere Gesundheit hat.
``Die Mensch-Natur-Medizin ist alles andere als Esoterik. Sie ist der Schlüssel für bessere medizinische Behandlungen, weil sie den Menschen mit all seinen über Äonen gewachsenen Verbindungen mit Pflanzen, Tieren und Ökosystemen betrachtet. So können wir Krankheiten besser verstehen, uns vor ihnen schützen und sie effektiver therapieren``.
Achtsamkeit im Wald
Es gibt verschiedene Achtsamkeitsübungen, die du machen kannst. Ein Waldspaziergang ist wie eine Meditation. Du benötigst dazu kein Meditationskissen und einen starren Sitz. Naturgeräusche beruhigen uns und werden nicht als störend empfunden. Eis ist mehr ein „nach Hause kommen“. Eine Meditationsmusik – ein „Ein-„Klang mit sich und der Umgebung. In der Natur ist es niemals still, in deinem Inneren wird es jedoch automatisch ruhiger.
Es geht aber vor allem im Hier und Jetzt zu sein – die Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Den Boden zu spüren, den Waldgeräuschen zu lauschen und die Farben auf sich wirken zu lassen.
``Werdet wie die Kinder...``
Wann bist du das letzte Mal Barfuß gelaufen, hast an an einer schönen Blume gerochen und das feuchte Moos berührt, oder dem Waldgezwitscher zugehört? Oder vielleicht wie in der Kindheit einen Sauerampfer oder eine Walderdbeere probiert?
Als Kinder haben wir die Zeit mit Neugier verbracht und alles mit offenen Augen erkundet. Vielleicht bist du als Kind auch mit Freunden auf Bäumen geklettert und hast ein Baumhaus gebaut, einen Kopfschmuck aus Gänseblümchen kreiert, Heuschrecken gejagt, oder ein Tier nachgeahmt? Mit dem Erwachsenwerden verlieren wir meistens diese kindliche Leichtigkeit. Der Zauber der Natur wird gegen Konsum ersetzt und der Alltag bestimmt unsere Freizeit. Die Natur hilft uns gerne dabei, wieder in diese ursprüngliche Verspieltheit zu kommen.
Dazu brauchst du nur offen und mit allen Sinnen in die Natur zu gehen. Den Entschluss zu fassen, JETZT Zeit mit dir zu verbringen und für einen Moment von allen Sorgen, Ängsten und Nöten abzuschalten.
Was wir vom Wald lernen können
Im Wald haben alle Lebewesen ihre Berechtigung. Neben der wunderschön blühenden Blume wächst ein schleimiger Pilz. Die Blume beschwert sich nicht darüber. Jeder und alles darf sein, ohne Bewertung. Alle Tiere leben zusammen, ob Fleisch- oder Pflanzenfresser. Zum Beispiel ist sich die Maus der Schlange bewusst. Sie versucht sie deswegen nicht zu vernichten, aber sie hält Abstand von ihr und bleibt wachsam.
Der Wald ist ein in sich geschlossener Kreislauf. Im Frühling wachsen die Pflanzen und Bäume kräftig und erleben im Sommer ihren Höhepunkt. Im Herbst fallen die Blätter und Früchte von den Bäumen und nähren damit den Waldboden, Tiere und auch den Menschen. Die Erntezeit beginnt und die Tiere rüsten sich für den kalten Winter.
Bäume sind viel mehr als nur ein „gutes Brennholz“. Sie sind Heimat & Nahrungsquelle für viele Tiere, sie düngen mit ihren Blättern den Waldboden und sie schützen uns. Im Sommer spenden sie Schatten. Mit ihren Wurzeln sorgen sie für einen festen Waldboden und sie geben uns vor allem die Luft zum Atmen.
Bäume sind große Lehrmeister. Ein Baum kann nicht vor einem aufkommenden Sturm „davonlaufen“, er bleibt tief verwurzelt stehen und stellt sich jeder Herausforderung. Sollte er entwurzelt werden, so treibt er von Neuem aus und steht im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf. Wir können vieles von der Natur lernen, wenn wir sie achtsam beobachten.
``In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen; allein sie verlieren sich nicht darin, sondern erstreben mit aller Kraft ihres Lebens nur das Eine: ihr eigenes, in ihnen wohnende Gesetz zu erfüllen, ihre eigenen Gestalt auszubauen, sich selbst darzustellen. Nicht ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum.``
Lass´dich inspirieren
Ich möchte dich dazu motivieren, einmal für kurze Zeit in den Wald zu gehen. Alleine und ohne Handy oder Kopfhörer. Ohne Ablenkung. Bevor du den Wald betrittst stelle dir eine Linie vor, oder mache sogar einen Strich mit einem Holzstecken. Entscheide dich, nach dem Überschreiten dieser Linie den Alltag einfach hinter dir zu lassen und jetzt Zeit für dich zu nehmen und mit Neugierde spazieren zu gehen. Dann gehe los. Schritt für Schritt. In deinem Tempo.
- Was siehst du?
- Wie ist deine Körperhaltung?
- Gefällt dir das Tempo, dass du gehst?
- Kannst du etwas riechen?
- Welche Farben siehst du?
- Wie sind die Wetterverhältnisse? Spürst du die Sonnenstrahlen, den Regen oder den Wind auf deiner Haut?
- Welche Tiere begegnen dir?
Falls du dir im Gehen schwer tust, so kannst du dir auch ein gemütliches Plätzchen suchen und im Sitzen oder Liegen die Umgebung erkunden. Kommen dir bei dieser Übung Gedanken hoch? Überlegst du dir, was du heute noch erledigen sollst, oder wie der Tag bisher verlaufen ist? Werde dir dieser Gedanken bewusst und lasse sie wie die Wolken am Himmel vorbeiziehen. Atme tief durch und konzentriere dich wieder auf den jetzigen Zeitpunkt. Es gibt nur das JETZT. Jetzt ist die beste Zeit für dich.